Erstorientierungskurs
Was lerne ich in einem Erstorientierungskurs?
Der Start in einem neuen Land ist nie einfach. Man muss nicht nur die Sprache lernen, sondern sich auch im Alltag zurechtfinden. Vor allem für Geflüchtete ist das oft schwierig, da sie sich nicht auf das neue Land vorbereiten konnten. Darum gibt es in Deutschland die sogenannten „Erstorientierungskurse“. In einem Erstorientierungskurs lernen Sie erste Wörter und Sätze auf Deutsch und bekommen wichtige Informationen zum Leben in Deutschland. Sie erfahren zum Beispiel, wie Sie einen Krankenwagen rufen können oder welche Bräuche und Traditionen es in Deutschland gibt.
Wichtig: Viele Geflüchtete können auch direkt mit einem Integrationskurs beginnen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Kapitel „Integrationskurse“.
Was muss ich wissen?
Sie dürfen an einem Erstorientierungskurs teilnehmen, wenn Sie alle der folgenden vier Voraussetzungen erfüllen:
- Sie haben Asyl beantragt und kommen nicht aus einem Land mit guter Bleibeperspektive. Länder mit guter Bleibeperspektive sind aktuell: Eritrea, Syrien, Somalia und Afghanistan. Bitte beachten Sie: Asylbewerber*innen mit guter Bleibeperspektive können direkt einen Integrationskurs besuchen. Wenn das nicht möglich ist, können sie stattdessen ausnahmsweise an einem Erstorientierungskurs teilnehmen.
- Sie kommen nicht aus einem sicheren Herkunftsstaat. Sichere Herkunftsstaaten sind aktuell: alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Ghana, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Senegal, Serbien.
- Die Behörden haben noch nicht über Ihren Asylantrag entschieden.
- Sie sind nicht schulpflichtig. Schulpflichtig sind in Deutschland alle Personen ab 6 Jahren bis höchstens 18 Jahren.
Außerdem dürfen aktuell Personen an einem Erstorientierungskurs teilnehmen, die nach dem 24.02.2022 aus der Ukraine geflüchtet sind und eine Aufenthaltserlaubnis nach §24 Aufenthaltsgesetz beantragen können.
Alle anderen Personen dürfen nur in Ausnahmefällen an einem Erstorientierungskurs teilnehmen. Zum Beispiel, weil es freie Plätze gibt. Sie können direkt bei den Organisationen anfragen, die Erstorientierungskurse anbieten. Erstorientierungskurse in Ihrer Nähe finden Sie im Abschnitt „Wo finde ich einen Kurs in meiner Nähe?“.
Nein, Sie brauchen keine Vorkenntnisse. Der Unterricht findet zwar auf Deutsch statt, aber Sie müssen keine Vorkenntnisse haben. Die Lehrer*innen sprechen einfaches Deutsch und haben viele Bilder und andere Hilfsmittel dabei.
Die Teilnahme am Erstorientierungskurs ist kostenlos. Sie müssen aber Ihre Fahrtkosten selbst bezahlen.
In einem Erstorientierungskurs lernen Sie nützliche Dinge für Ihren Alltag in Deutschland.
Zum Beispiel wie man einen Krankenwagen ruft oder wie man ein Ticket für die Bahn kauft. Oder wie man sich vorstellt oder welche Sätze man im Supermarkt oder anderen Geschäften benötigt. Während des Kurses besuchen Sie mit den Lehrer*innen wichtige Orte. Das sind zum Beispiel die Ausländerbehörde, die Stadtbibliothek oder ein Geschäft. Sie lernen außerdem wichtige Worte und Sätze auf Deutsch.
Wie genau der Kurs abläuft und was genau Sie lernen, entscheiden jeweils die Lehrer*innen der Kurse. Es sind also nicht alle Erstorientierungskurse gleich.
Am Ende des Erstorientierungskurses gibt es keine Prüfung und keinen Sprachtest. Sie können aber nach einem Sprachtest beim Anbieter des Erstorientierungskurs fragen. Den Test müssen Sie in der Regel selbst bezahlen.
Nein, Sie müssen nicht am Erstorientierungskurs teilnehmen. Die Teilnahme ist freiwillig. Es gibt also keine Anwesenheitspflicht. Es gibt auch keine Strafe, wenn Sie nicht am Erstorientierungskurs teilnehmen oder einen Termin verpassen. Das heißt, Sie können ein paar Termine verpassen, wenn Sie zum Beispiel krank sind oder einen Arzttermin haben.
Wichtig: Auch wenn die Teilnahme freiwillig ist, sollten Sie versuchen zu allen Terminen zu kommen. So lernen Sie am meisten.
Für einen Erstorientierungskurs melden Sie sich direkt beim Anbieter des Kurses an. Einen Anbieter in Ihrer Nähe finden Sie im Abschnitt „Wo finde ich einen Kurs in meiner Nähe?“. Fragen Sie die Mitarbeiter*innen, was für Dokumente Sie für Ihre Anmeldung brauchen. Wenn Sie Hilfe dabei brauchen, können Sie bei einer Beratungsstelle um Unterstützung bitten. Adressen von Beratungsstellen finden Sie auf der Website des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Wenn Sie unter 27 Jahre alt sind, helfen Ihnen die Mitarbeiter*innen des Jugendmigrationsdienstes. Sie sprechen oft viele Sprachen.
Der Erstorientierungskurs dauert zwischen 3 bis 4 Monaten. Wie oft der Kurs pro Woche stattfindet und wie lange der Unterricht pro Tag dauert, ist von Kurs zu Kurs verschieden.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat eine Liste aller Erstorientierungskurse zusammengestellt. Dort finden Sie auf Deutsch die Namen und Adressen aller Anbieter eines Erstorientierungskurses in Deutschland. Die aktuelle Liste können Sie auf der Website des BAMFs herunterladen.
Nein, eine Kinderbetreuung gibt es nicht. Sie müssen sich selbst um eine Kinderbetreuung kümmern. Wenn Sie keine Kinderbetreuung finden, wenden Sie sich an Ihre Lehrkraft oder den Anbieter des Kurses. Diese beraten Sie, wo Sie Angebote in Ihrer Nähe finden können. Sie können auch die Mitarbeiter*innen des Jugendmigrationsdienstes nach Rat fragen. Die Mitarbeiter*innen sprechen oft viele Sprachen. Eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie unter jugendmigrationsdienste.de.
Ja, Sie können den Kurs wechseln. Sie müssen nicht beim gleichen Anbieter bleiben, sondern können sich einen anderen Anbieter in Ihrer Nähe suchen. Wo es weitere Erstorientierungskurse in Ihrer Nähe gibt, erfahren Sie im Abschnitt „Wo finde ich einen Kurs in meiner Nähe?“.
Leider gibt es im Erstorientierungskurs keine spezielle Hilfe für Menschen, die nicht oder wenig lesen und schreiben können. Bei manchen Anbietern gibt es für diese Personen extra Kurse oder Unterstützung. Fragen Sie am besten bei den Mitarbeiter*innen Ihres Anbieters nach.
Wichtig
Sie können zum Erstorientierungskurs keine Dolmetscher*innen mitnehmen. Aber keine Angst, Sie werden auch ohne Dolmetscher*in dem Unterricht gut folgen können. Und bei Fragen können Sie sich an Ihre Lehrkraft wenden.