Gemeinsam stark mit Patenschaften
Wer hilft mir, mich in Deutschland zurecht zu finden und anzukommen?
Sie sind neu in Deutschland und plötzlich ist alles anders. Sie fragen sich, ob Sie alleine zurechtkommen? Das müssen Sie gar nicht. Inzwischen gibt es viele Beratungsstellen von verschiedenen Organisationen, die Ihnen z. B. dabei helfen Papiere auszufüllen oder rechtliche Probleme zu lösen. Und das ist auch gut so. Aber nichts kann persönliche Kontakte ersetzen. Am besten ist es, wenn Sie eine Person haben, die Sie über einen längeren Zeitraum begleitet und Sie bei alltäglichen Fragen sowie Terminen unterstützt. Mit der Sie sich aber auch unterhalten und Ihre Freizeit verbringen können. Eine Person, die Ihnen vielleicht sogar das Gefühl von Freundschaft und Familie gibt. Aber, wo finden Sie diese Person? Ein guter Ort dafür ist ein soziales Mentoring-Programm. Dort gehen Sie mit dieser Person eine Patenschaft ein. Die Programme sind freiwillig und kostenlos.
Gut zu wissen: Auch wenn Sie schon länger in Deutschland sind, können Sie von den vielen Vorteilen einer Patenschaft profitieren. Egal, ob Sie selbst Unterstützung brauchen oder Ihr Wissen über das Leben in Deutschland weitergeben möchten.
Was muss ich wissen?
Was sind soziale Mentoring-Programme und Patenschaften?
Wenn Sie neu in Deutschland sind, ist es eine große Hilfe, wenn Ihnen jemand mit Rat und Tat zur Seite steht. Dafür bieten soziale Mentoring-Programme Patenschaften an. Mentor*innen sind Menschen, die gerne andere Personen auf Ihrem neuen Weg in Deutschland begleiten. Sie unterstützen Sie dabei, sich in Deutschland zurecht zu finden und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Mentor*innen sind aber auch daran interessiert, etwas von Ihnen zu lernen. Sei es Ihr Blick auf die Welt, Ihre Sprache oder Kultur und vieles mehr.
Um an einer Patenschaft teilzunehmen, müssen Sie sich in einem sozialen Mentoring-Programm anmelden. Mehr dazu erfahren Sie im Abschnitt „Wo melde ich mich in einem sozialen Mentoring-Programm an?“
Gut zu wissen: Die Person, die Hilfe anbietet, wird Mentor*in genannt. Die Person, die Unterstützung erhält, ist ein „Mentee“.
Weitere Infos: Auf der Website des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“ finden Sie eine Übersicht von Organisationen und Vereinen, deren Mitglieder Mentoring-Programme und Patenschaften in Deutschland anbieten.
Welche Patenschaften gibt es?
In einer Patenschaft haben Sie die Möglichkeit, Teil eines sogenannten Tandems zu werden. Das ist eine 1:1 Patenschaft – eine Mentor*in unterstützt hier ein Mentee. Sie können auch als Familie eine Patenschaft eingehen. Dabei übernimmt dann eine Person die Patenschaft für Ihre ganze Familie.
Patenschaften werden sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche angeboten. Zudem gibt es besondere Angebote für Student*innen, Senior*innen und spezielle Angebote für Frauen. Wenn es in Ihrer Stadt kein spezielles Angebot für Frauen gibt, können Sie als Frau bei anderen Mentoring-Programmen eine Frau als Mentorin anfragen.
Viele soziale Mentoring-Programme bieten Unterstützung im Alltag oder beim Ankommen in Deutschland. Andere konzentrieren sich auf den Bildungsbereich z. B. Lernpatenschaften, Hausaufgabenhilfe und Sprach-Tandems. Bei der Anmeldung können Sie angeben, welche Themen Ihnen wichtig sind.
Gut zu wissen: Im Abschnitt „Gibt es Patenschaften für Kinder und Jugendliche?“ erhalten Sie weitere Informationen zu Angeboten für junge Menschen.
Was bringt mir eine Patenschaft?
Mit einer Patenschaft haben Sie eine direkte Ansprechperson, die Sie beim Ankommen in Deutschland unterstützt. Sie müssen die vielen Herausforderungen nicht alleine bewältigen.
Sie können Menschen treffen, die sich in Deutschland auskennen. Das macht es einfacher, am sozialen Leben teilzunehmen und sich mehr als Teil der Gesellschaft zu fühlen. Zusätzlich können Sie in einer Patenschaft Ihre Deutschkenntnisse verbessern.
Beachten Sie: Oft sprechen Kinder, insbesondere Schulkinder, in den Familien von Neuangekommenen, am besten Deutsch. So wird ihnen oftmals die Verantwortung gegeben, ihre Familien bei Behördengängen zu unterstützen, Dokumente zu übersetzen, beim Arztbesuch oder der Kommunikation mit der Schule zu helfen. Das kann sie überfordern und belasten. Wenn Sie stattdessen Hilfe in Form einer Patenschaft holen, können Sie Ihre Kinder schützen.
Bei was können Mentor*innen mich unterstützen?
Sie können z. B. zu Terminen begleitet werden. Viele Mentor*innen unterstützen auch bei Behördenangelegenheiten, bei der Suche nach einem Job oder nach einer Wohnung. Wenn Sie Kinder in der Schule oder im Kindergarten haben, könnten Sie auch hier Unterstützung bekommen.
Das sind nur einige Beispiele, denn es gibt viele Möglichkeiten, wie Tandems gemeinsam ihren Weg gehen.
Im Rahmen der Patenschaft ist es auch möglich, zusammen etwas zu unternehmen. Sei es ein gemeinsamer Spaziergang, ein Kino- oder Museumsbesuch oder einfach mal zusammen zu kochen. Vielleicht entwickelt sich aus der Patenschaft sogar eine Freundschaft.
Auf jeden Fall sind Sie nicht allein mit den Herausforderungen, die das Leben in Deutschland mit sich bringt. Egal, was Sie gemeinsam unternehmen, Ihre Deutschkenntnisse werden sich durch die Gespräche ständig verbessern.
Vergessen Sie nicht: Eine Patenschaft ist ein Miteinander und keine Einbahnstraße. Sie geben sich gegenseitig neue Einblicke und lernen neue Perspektiven und andere Sprachen kennen.
Können wir uns vertrauen?
Soziale Mentoring-Programme halten sich an Qualitätsstandards und schulen ihre Mentor*innen. Diese dürfen erst nach Abschluss der Schulungen eine Patenschaft mit einem Mentee beginnen. So werden sie gut auf ihre Aufgaben vorbereitet.
Außerdem machen Mentor*innen das freiwillig und ohne Bezahlung. Das nennt sich „ehrenamtliches Engagement“. Oft nehmen Mentor*innen an diesen Patenschaftsprogrammen teil, weil sie gerne andere Menschen unterstützen, sich interkulturell austauschen und die Gesellschaft positiv mitgestalten wollen. Manche haben selbst die Erfahrung gemacht, sich in einem neuen Land ein Leben aufzubauen. Sie wissen, wie gut es ist, jemanden an seiner Seite zu haben, der einem dabei hilft. Deshalb können Sie erwarten, dass Ihre Mentor*in Sie aus den richtigen Gründen und mit Engagement unterstützen wird.
Wie funktionieren soziale Mentoring-Programme?
Verschiedene Organisationen, Vereine und Projekte bieten soziale Mentoring-Programme an. Diese sind professionell aufgebaut. Zukünftige Mentor*innen durchlaufen zunächst ein Training, durch das sie auf ihre Aufgaben und Verantwortungen vorbereitet werden. Auch Mentees bekommen vorab Informationen und geben ihre Bedarfe an.
Wenn Sie an einer Patenschaft teilnehmen möchten, melden Sie sich in einem sozialen Mentoring-Programm an. Am einfachsten geht das über die Plattform patenmatch.de. Auf dieser Seite können Sie Ihre Suchanfrage auf Deutsch und Englisch stellen. Die Mitarbeitenden verbinden Sie dann mit dem passenden Mentoring-Programm. Weitere Information finden Sie im Abschnitt „Wo melde ich mich in einem sozialen Mentoring-Programm an?“
Im nächsten Schritt werden Sie vom Mentoring-Programm kontaktiert und erhalten Informationen zur Patenschaft. Hier klären Sie auch, welche Themen für Sie wichtig sind. Es kann schon mal einen Monat oder länger dauern, bis die passende Mentorin oder der passende Mentor gefunden ist.
Nach der Vermittlung, tauschen Sie sich aus und lernen sich gegenseitig kennen. Sie können z. B. klären, wann Sie sich treffen, was Sie unternehmen möchten oder wobei Sie Unterstützung brauchen.
Beachten Sie: Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie etwas Zeit brauchen, um sich aneinander zu gewöhnen.
Sowohl Mentor*in als auch Mentee werden während ihrer Patenschaft vom Anbieter des Programms begleitet. Dieser bietet in der Regel auch Treffen mit anderen Mentor*innen und Mentees sowie gemeinsame Unternehmungen an. Es hängt vom Anbieter des Programms ab, wie lange eine Patenschaft dauert. Sie kann 6 Monate oder auch 1 Jahr laufen. Nach Ablauf dieser Zeit können Sie weiterhin an den Angeboten des Programms teilnehmen und Teil der Community sein.
Gut zu wissen: Falls Sie und die Mentor*in sich nicht verstehen, sprechen Sie zunächst miteinander. Vielleicht handelt es sich nur um ein Missverständnis. Ihre Kontaktperson beim Mentoring-Programm kann Ihnen auch helfen. Sicherlich lässt sich eine Lösung finden.
Beachten Sie: Viele soziale Mentoring-Programme und Patenschaften werden auf Deutsch und Englisch durchgeführt, daher sind Deutsch- und / oder Englischkenntnisse erforderlich. Geben Sie bei der Anmeldung an, welche Sprachen Sie sprechen. Vielleicht findet sich eine Person, die auch Ihre Sprachen spricht. Dies kann jedoch nicht garantiert werden. Bessere Chancen auf eine Patenschaft in anderen Sprachen haben Sie bei den Programmen der Migranten-Selbst-Organisationen. Mehr dazu erfahren Sie im Abschnitt „Gibt es Patenschaften in meiner Sprache?“
Wo melde ich mich für ein soziales Mentoring-Programm an?
Sie können sich z. B. direkt beim Mentoring-Programm von Start with a Friend anmelden. Hier werden Tandem-Patenschaften in über 20 Städten angeboten. Bei Little World werden Menschen, die ihr Deutsch verbessern wollen mit Ehrenamtlichen verbunden. Sie können sich entweder als Lernende anmelden oder Sprachpat*in für andere werden.
Oder Sie füllen das Online-Formulars auf patenmatch.de aus. Dort wird für Sie unter vielen Organisationen das passende Patenschaftsprogramm gesucht. Das Formular gibt es in den Sprachen Deutsch und Englisch.
Beachten Sie: Es gibt nicht in jeder Stadt oder jedem Dorf Mentoring-Programme. Möglicherweise bieten lokale Vereine oder die Stadt ähnliche Programme an. Falls Sie in einer Gemeinschaftsunterkunft leben, können Sie bei den Sozialarbeiter*innen nachfragen. Sie können sich auch im Rathaus erkundigen oder zur nächsten Migrationsberatungsstelle gehen und nach ähnlichen Patenschaften fragen. Geben Sie unter Lokale Informationen Ihren Wohnort ein und suchen Sie z. B. nach „Migrationsberatung“.
Was kann ich von einer Patenschaft erwarten und was wird von mir erwartet?
Die Mentor*innen unterstützen andere freiwillig und machen das aus Überzeugung. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die angebotene Unterstützung nicht ausreichend ist, dann sprechen Sie es an.
Vergessen Sie aber nicht: Die Mentor*innen haben auch ihr eigenes Leben. Sie gehen arbeiten, möchten ihre eigenen Termine wahrnehmen, Freizeitaktivitäten nachgehen und gegebenenfalls Zeit mit ihrer Familie verbringen. Sie können nicht 24 Stunden am Tag für Sie erreichbar sein. Es ist gut, wenn Sie von Anfang an klären, wann sie beide Zeit haben und wobei Sie z.B. Unterstützung brauchen.
Ihre Rolle in der Patenschaft kann vielfältig sein. Auch Ihre Mentor*in hat Erwartungen, am besten besprechen Sie frühzeitig, welche das sind. Um eine gute Patenschaft aufzubauen, sollten sich beide an Absprachen halten; nur so ist eine gute Patenschaft und vielleicht sogar eine langfristige Freundschaft möglich.
Muss ich für eine Patenschaft Geld bezahlen?
Nein, soziale Mentoring-Programme sind kostenlos. Die Mentor*innen möchten auch kein Geld von Ihnen.
Gibt es soziale Mentoring-Programme in meiner Sprache?
Bei Migranten-Selbst-Organisationen haben Sie die Möglichkeit, ein Mentoringprogramm in Ihrer Sprache zu finden. Diese Organisationen bieten Patenschaften an verschiedenen Orten in Deutschland an:
- Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD)
- Sozialdienst muslimischer Frauen
- Wohlfahrtsstelle der Malikitischen Gemeinde Deutschland e.V.
- Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity
- Soziale Dienste und Jugendhilfe gGmbH
Besuchen Sie die Internetseiten der einzelnen Organisationen und Vereine. Suchen Sie dort nach Mentoring- und Patenschafts-Projekten. Auf den jeweiligen Projektseiten finden Sie Informationen darüber, welche Mitgliedsorganisationen soziale Mentoring-Programme und Patenschaften anbieten. Fragen Sie am besten nach, in welcher Sprache Patenschaften angeboten werden. Dort erfahren Sie auch, in welchen Städten es die Programme gibt. Melden Sie sich direkt bei der passenden Mitgliedsorganisation. Sie erhalten dann weitere Informationen zum Prozess der Anmeldung.
Gibt es Patenschaften für Kinder und Jugendliche?
Auf der Website des Bundesverbands Deutsche Jugend in Europa können Sie Verbände finden, deren Mitglieder Projekte für Kinder und Jugendliche durchführen. Einige von ihnen bieten Mentoring-Programme und Patenschaften an. Gehen Sie auf die Webseite des jeweiligen Verbandes und klicken Sie dann weiter auf die Webseite der Mitgliedsorganisationen. Hier können Sie nach Mentoring- und Patenschafts-Projekten suchen.
Auch auf der Webseite von Schülerpaten Deutschland e.V. finden Sie viele verschiedene Angebote und Hilfen. Dieses Mentoring-Programm bietet individuelle Patenschaften und gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge, Workshops und Projekte in Berlin, Dortmund, Frankfurt am Main, Hamburg, Merseburg und München an. Die Schüler*innen erhalten jede Woche Besuch von ihren Paten, die ihnen Nachhilfe geben und bei den Hausaufgaben helfen. Außerdem können sie gemeinsam mit ihren Paten viel erleben und ihre sozialen Kompetenzen stärken.
Wenn Sie auf patenmatch.de das Online-Formular ausfüllen, können Sie auch angeben, dass Sie eine Patenschaft für ein Kind oder eine jugendliche Person suchen. Sie können Ihre Suchanfrage auf Deutsch und Englisch.
Kann ich auch Mentor*in werden?
Ja, Sie können natürlich auch Mentor*in werden.
Z.B. können ehemalige Mentees, die sich inzwischen gut eingelebt haben, selbst jemanden unterstützen. Wenn das auf Sie zutrifft, dann fragen Sie einfach bei dem Mentoring-Programm nach, an dem Sie teilgenommen haben. Sie sind aber nicht dazu verpflichtet, Mentor*in zu werden.
Sie können auch Mentor*in werden, wenn Sie vorher kein Mentee waren. Wählen Sie dafür auf patenmatch.de eine Organisation aus und melden sich direkt dort als Mentor*in an. Sie können sich auch bei Start with a Friend als Mentor*in registrieren. Im nächsten Schritt werden Sie kontaktiert und erhalten weitere Informationen.
Außerdem können Sie sich beim Programm "Neustart im Team" als Mentor*in anmelden. Bei diesem Programm handelt es sich um ein humanitäres Aufnahmeprogramm für besonders schutzbedürftige Geflüchtete. Das Programm unterstützt die Geflüchteten dabei, sich in der Gesellschaft einzuleben. Dafür werden sie mit Paten zusammengebracht, die ihnen nicht nur ein Zuhause geben, sondern Ihnen auch helfen, am Leben in Deutschland teilzunehmen.
Wo kann ich sonst noch Leute kennenlernen?
Neben sozialen Mentoring-Programmen, haben Sie auch die Möglichkeit, in Sprachcafés oder in Sportvereinen Menschen kennen zu lernen. Nutzen Sie unseren Service Lokale Informationen; geben Sie Ihren Wohnort ein, und suchen Sie z.B. nach „Sprachcafé“.
Wichtig
Die Erwartungen zwischen Pat*in und Mentee sollten zu Beginn gemeinsam geklärt werden: Wann seid Ihr erreichbar? In welchen Bereichen gibt es Unterstützung und wo gibt es keine? So lässt sich eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit schaffen und Missverständnisse vermeiden.
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