Kindererziehung

Aktualisiert 20.03.2024

Wer hilft mir?

Eltern sind nicht nur mit der Aufgabe konfrontiert, die eigenen Kinder großzuziehen, sondern sie auch zu erziehen. Welchen Erziehungsstil Sie dabei wählen, liegt ganz bei Ihnen. In vielen Familien gehören Streit und Probleme zum Alltag – nicht nur mit Teenagern, sondern auch mit jüngeren Kindern. Diesen wird in ihrem Alltag, in der Kita oder Schule teilweise viel abverlangt und auch sie sind oft Stress und Druck ausgesetzt.

Weint Ihr Baby die ganze Nacht? Findet Ihr Kind keine Freunde? Hält sich Ihr Teenager nicht mehr an die Regeln und kommt z.B. viel zu spät nach Hause? Reagiert Ihr Kind oft aggressiv oder verkriecht sich in seinem Zimmer? Verbringt Ihr Kind seine Freizeit nur noch am Computer oder Handy? Hat Ihr Kind Probleme in der Schule? Oder mit der Polizei? … Keine Sorge. Sie sind mit Ihren Problemen und Aufgaben nicht allein. In Deutschland gibt es ein breites Netz an Beratungsstellen und Organisationen, die Ihnen bei der Erziehung Ihrer Kinder zur Seite stehen.

Wichtig: Kinder haben in Deutschland ein Recht auf eine Erziehung ohne Gewalt. Das ist in §1631 des Bürgerlichen Gesetzbuchs geregelt. Es ist verboten, sein Kind körperlich oder seelisch zu bestrafen oder zu verletzen. Konkret bedeutet dass, dass z.B. Ohrfeigen, Schubsen, Schütteln, Einsperren, an den Haaren ziehen, Schläge, Verletzungen der Haut, Prügel, Treten und auch Demütigungen, Drohungen, etc. verboten sind. Wenn das Jugendamt durch Nachbar*innen, Kita oder Schule von einem auf diese Weise misshandelten Kind erfährt, wird es diese Vorwürfe überprüfen. Mehr zu den Aufgaben des Jugendamts erfahren Sie in unsere Kapitel "Jugendamt".

Wo finde ich Hilfe?

Elternhotline

Bei der Elternhotline können Sie sich anonym und kostenlos beraten lassen. Sie können den Mitarbeiter*innen von Ihren Sorgen und Schwierigkeiten erzählen. Sie hören Ihnen zu und suchen gemeinsam mit Ihnen nach einer Lösung. Sie erreichen die Elternhotline täglich zwischen 9 und 17 Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 777 18 77 auf Deutsch und Englisch. Oder Sie schreiben eine Nachricht an fraguns@elternhotline.de auf Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi, Französisch, Türkisch, Kurdisch, Bulgarisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Polnisch oder  Kroatisch. Die Mitarbeiter*innen antworten Ihnen innerhalb von  24 Stunden.

Frühe Hilfen

Bei den sogenannten "Frühen Hilfen" finden junge Eltern kostenlos Beratung und Hilfe. Die "Frühen Hilfen" sind für Eltern oder Alleinerziehende ab der Schwangerschaft bis das Kind 3 Jahre alt ist. Wenn Sie sich im Alltag überfordert fühlen oder Tipps zur Kindererziehung möchten, können Sie sich an eine Beratungsstelle "Frühe Hilfen" in Ihrer Nähe wenden. Es gibt verschiedene Arten von Hilfen: Eine Familienhebamme oder Familienpflegerin kann Sie direkt bei Ihnen zuhause beraten oder Sie besuchen eine Familienberatung oder einen Eltern-Treff zusammen mit anderen Eltern. Alle Hilfen sind kostenlos.

Bei einer Beratungsstelle in Ihrer Nähe können Sie sich über die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten beraten lassen. Eine Beratungsstelle der "Frühen Hilfen" finden Sie auf elternsein.info.

Wichtig: Manche Babys schreien sehr viel. Oft sind Eltern von sogenannten „Schreibabys“ ratlos und in großer Sorge, denn egal was man tut, es hört nicht auf. Wenn Ihr Baby auch viel schreit, wenden Sie sich an eine sogenannte "Schreiambulanz". Das ist eine spezielle Hilfe für Schreibabys. Auf der Webseite des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen können Sie nach einer Schreiambulanz in Ihrer Nähe suchen.

Familien- und Erziehungsberatungsstellen

Die Familien- und Erziehungsberatungsstellen unterstützen Eltern von Kindern jeden Alters. Wenn Sie nicht mehr weiter wissen oder Hilfe bei der Erziehung Ihres Kindes brauchen, können Sie sich jederzeit an die Mitarbeiter*innen der Familien- und Erziehungsberatungsstellen wenden. Sie hören sich Ihre Sorgen und Probleme an und suchen gemeinsam mit Ihnen nach einer Lösung. Auf bke.de können Sie nach einer Familien- und Erziehungsberatung in Ihrer Nähe und Ihrer Sprache suchen. Die Hilfe in den Familien- und Erziehungsberatungsstellen ist kostenlos.

Eltern-Treffen für geflüchtete Eltern

Speziell für geflüchtete Eltern mit Kindern von 0 bis 5 Jahren gibt es auch sogenannte "Elterntreffen". Dort lernen Sie den Umgang mit Stress und bekommen Tipps zur Kindererziehung. Sie können sich auch mit anderen Eltern austauschen. Die Kurse werden auf Arabisch, Farsi, Kurdisch (Kurmanci), Russisch und Englisch angeboten. Sie finden in Berlin, Bonn, Cottbus, Fürstenwalde, Erfurt, Leipzig, Mannheim, Peine und Potsdam statt. Die Kurse sind kostenlos. Ihr Kind wird während des Kurses von den Mitarbeiter*innen betreut. Mehr zu diesen Kursen erfahren Sie auf rescue.org.

Elterntreffs

In fast allen größeren Gemeinden gibt es sogenannte "Eltern-Treffs" oder "Mütter/Väter-Kind-Gruppen". Dort können Sie sich mit anderen Eltern treffen und mit ihnen über Ihre Sorgen sprechen. Die Kinder können miteinander spielen und Freunde finden. Um einen Eltern-Treff in Ihrer Nähe zu finden, fragen Sie in Stadtteilzentren oder Kulturzentren oder bei einer Familien- und Erziehungsberatung nach. Auf bke.de können Sie nach einer Familien- und Erziehungsberatung in Ihrer Nähe und Ihrer Sprache suchen. Sie können auch bei der Elternhotline nachfragen.

Kinder- und Jugendhilfe

Die Kinder- und Jugendhilfe will Eltern zeigen, wie sie Konflikte innerhalb der Familie ohne Gewalt lösen können.  Es gibt verschiedene Arten von Hilfen. Je nach Art und Schwere des Problems. Sie können z.B. an einem Elternkurs teilnehmen oder sich von ausgebildeten Erziehungsberater*innen helfen lassen. Es gibt auch die Möglichkeit, dass ein*e Familienhelfer*in direkt zu Ihnen nach Hause kommt. Die Kinder-und Jugendhilfe wird von verschiedenen Organisationen angeboten. Um sie zu bekommen, melden Sie sich einfach beim für Sie zuständigen Jugendamt. Das für Sie zuständige Jugendamt finden Sie über die Suchfunktion der Webseite familienportal.de. Die Hilfen sind kostenlos. Die Idee der Kinder-und Jugendhilfe ist es, Konflikte und Probleme innerhalb der Familie zu lösen. So dass alle wieder gut miteinander zusammenleben können.

Sozialpädagogische Familienhilfe

Die sozialpädagogische Familienhilfe ist ein kostenloses Angebot des Jugendamtes an Eltern und ihre minderjährigen Kinder. Das Angebot soll Ihnen helfen, Probleme miteinander oder mit Behörden selbst zu lösen. Dabei unterstützen Sie Familienhelfer*innen. Das sind speziell für schwierige Lebenssituationen ausgebildete Fachkräfte. Sie machen gemeinsam mit Ihnen und Ihrer Familie einen Plan, wie das Problem gelöst werden kann und begleiten Sie dabei, den Plan umzusetzen. Dafür treffen Sie und die Familienhelfer*innen sich regelmäßig und besprechen mit Ihnen und Ihrer Familie, wie es allen geht und wo Sie weiterhin Probleme haben. Wenn es Probleme gibt, die Familienhelfer*innen nicht lösen können, suchen die Helfer*innen nach Stellen, wo Sie Hilfe bekommen können. Das kann zum Beispiel eine Psychotherapie oder eine Beratungsstelle sein. Die meisten Familienhelfer*innen sprechen Deutsch und vielleicht etwas Englisch. Wenn Sie wenig Deutsch können, können Dolmetscher*innen für Sie übersetzen. Fragen Sie bei Ihrem Jugendamt nach, ob das Jugendamt die Kosten dafür übernimmt. Wenn Sie mit Ihrer*m Familienhelfer*in nicht gut auskommen, können Sie nach einer anderen Betreuung fragen. Wenden Sie sich dafür an Ihr Jugendamt. Bitte beachten Sie: Familienhelfer*innen sind keine Haushaltshilfen. Sie beraten Sie aber zum Beispiel, wie Sie Ihren Haushalt und Ihren Beruf gleichzeitig schaffen können.

Die sozialpädagogische Familienhilfe beantragen Sie bei Ihrem Jugendamt. Das für Sie zuständige Jugendamt finden Sie auf unterstuetzung-die-ankommt.de. Bevor Sie einen Antrag ausfüllen, führen Sie mit den Mitarbeiter*innen des Jugendamtes ein Beratungsgespräch, ob die sozialpädagogische Familienhilfe eine gute Lösung für Sie und Ihre Familie ist. Danach helfen Ihnen die Mitarbeiter*innen bei der Beantragung der sozialpädagogischen Familienhilfe. In manchen Fällen kann das Jugendamt die Familienhilfe aber auch anordnen. Das kann passieren, wenn ein Gericht oder das Jugendamt befürchtet, dass es dem Kind in seiner Familie nicht gut geht oder eine Familie sehr viele Probleme gleichzeitig hat. Bitte beachten Sie: Die Familienhilfe soll Sie nicht bestrafen. Sie soll Ihnen helfen, dass es Ihnen und Ihrer Familie wieder gut geht. Wenn Sie eine Familienhilfe angeordnet bekommen, versuchen Sie mitzuarbeiten. Damit zeigen Sie, dass Sie daran arbeiten wollen, dass es Ihrem Kind und Ihrer Familie besser geht. Mehr zu den Aufgaben des Jugendamtes, erfahren Sie in unserem Kapitel „Jugendamt“.

Wichtig

Wenn Sie Sorgen und Probleme mit Ihrem Kind haben oder Sie sich überfordert fühlen, können Sie auch die Kita oder Schule Ihres Kindes nach Hilfe fragen. Die Erzieher*innen und Lehrer*innen können Sie an Sozialarbeiter*innen oder Erziehungsberatungsstellen vermitteln.

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